Leon Schidlowsky: Si muero


"Si muero" (Homenaje a Federico Garcia Lorca) para Recitante, Flauta, Arpa y Organo

Das Werk für Sprecher, Flöte, Harfe und Orgel wurde 1998 in Berlin komponiert. Zugrunde liegen zwei Texte von Federico Garcia Lorca, die so ineinander verschachtelt komponiert sind, dass ein neuer Text entsteht.

Despedida

Si muero, dejad el balcón abierto.

El niño come naranjas.
(Desde mi balcón lo veo.)

El segador siega el trigo.
(Desde mi balcón lo siento.)

& 161; Si muero,
dejad el balcón abierto!

Abschied

Wenn ich sterbe,
lasst den Balkon geöffnet.

Das Kind isst Orangen.
(Von meinem Balkon seh ich& 180;s.)

Der Schnitter mäht Korn
(Von meinem Balkon fühl ich& 180;s.)

Wenn ich sterbe,
lasst den Balkon geöffnet!

Memento

Cuando yo me muera,
enterradme con mi guitarra
bajo la arena.

Cuando yo me muera,
entre los naranjos
y la hierbabuena.

Cuando yo me muera,
enterradme, si queréis,
en una veleta.

& 161; Cuando yo me muera!

Memento

Wenn dereinst ich sterbe,
begrabt mich mit meiner Gitarre
unter dem Sande.

Wenn ich dereinst sterbe
zwischen den Orangen
und den guten Minzen.

Wenn ich dereinst sterbe,
dann begrabt mich, wenn ihr wollt,
in einer Wetterfahne.

Wenn ich dereinst sterbe!

Die Texte haben für Schidlowsky zwei Bedeutungen:
1. eine menschliche - Lorcas Vorahnung des eigenen Todes faszinierte den Komponisten.
2. eine politische - Lorca ist als Vorkämpfer gegen den Faschismus - er war eines der ersten Opfer des Bürgerkriegs in Spanien - dem Komponisten nahe.
Es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass Lorca als einer der größten Dichter, die in Schidlowskys Muttersprache schrieben, eine enorme Bedeutung für den Komponisten hat.
Die ungewöhnliche Besetzung ist auf Wünsche der Ausführenden zurückzuführen. Entstanden ist ein Kammermusikwerk mit einem ganz besonderen, schwebenden Klangbild.
Das Werk ist in traditioneller Notenschrift aufgezeichnet, auch der Part des Sprechers ist sehr genau festgelegt.
Schidlowsky versucht in diesem Werk eine tragische Atmosphäre zu schaffen - ein Gedenken an Federico Garcia Lorca.

Das Werk wurde am 23.9.2000 in der Emmaus-Kirche, Berlin-Kreuzberg, uraufgeführt.

[Ingo Schulz]

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