Johannes H. E. Koch: Psalm-Requiem

Der Komponist schreibt zum Werk:
Die musikalische Gestaltung des "Psalm-Requiem-deutsch" knüpft an weit zurückliegende Musizierformen geistlicher Musik an, zwar nicht was das Ton- und Klangmaterial betrifft, - doch aber was das Verhältnis von Wort und Ton, dazu was das Verhältnis von "Vokal" und "Instrumental" angeht. Um ausführliche weitere Erklärungen zu sparen, genüge der Hinweis auf Heinrich Schütz und seine "Symphoniae Sacrae". Das hier gegebene Beispiel von "vocaliter" und "instrumentaliter" in der Gestaltung der Textinhalte und von Ton und Wort wird als Leitlinie verfolgt.
Bei der Formung der Chorstimmen geht es vor allem um die intensive Text-Verdeutlichung - Intervalle und Tonschritte sowie Zusammenklänge sollen zum jeweils nötigen Ausdruck veranlassen. Hier kommt den Instrumenten eine wichtige und durchaus unterschiedliche Aufgabe zu: klangliche Stützung und Hervorhebung, aber auch Hintergrund oder Gegenpart.
Die Partitur teilt die Instrumente in zwei, je vierstimmig gestaltete und im Tonhöhen-Umfang festgelegte Gruppen ein. Bei einigen Stücken ist eine Kontrabass-Stimme beigefügt. Die anderen Stücke sollten ohne oktavierende Bassstimme auskommen. Die Tonumfang-Beschränkung der einzelnen Stimmen lässt eine breite Variationsmöglichkeit der Besetzung zu. Ist z.B. da die dominierende Bläser- (Blech- oder/und Holz-) Besetzung denkbar, so ist - in Rücksichtnahme auf die Zahl der Chorsänger - eine mit Streichern gemischte Besetzung dort vorzuziehen. Eine durchaus denkbare Möglichkeit der instrumentalen Gestaltung würde sich dadurch eröffnen, wenn man den oben geäußerten Bezug auf Heinrich Schütz zu realisieren versuchte und das "Psalm-Requiem" in der Praxis "Alter Musik" musizierte.
Bei allen künstlerischen, praktischen und geschmacklichen Erwägungen sollte doch die "geistliche" Aussage dieser Psalm-Texte, "Zum Gedächtnis der Verstorbenen und zur Mahnung der Lebenden", im Mittelpunkt der Bemühungen stehen.

Zum eingefügten Choral "Mitten im Leben":
Nach der Antiphon "MEDIA VITA IN MORTE" (8. Jahrhundert) und in Anlehnung an Martin Luthers 2. und 3. Strophe des Chorals: "Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen" (1524) sind die Worte gestaltet und so in der Aussage konzentriert worden, dass sich eine Verbindung zu der Melodie des Chorals aus meiner Lukas-Passion (2001): "Jesu Leiden, Kreuz und Tod"
ermöglichte.

Die von Koch angeregte Möglichkeit, das Psalmen-Requiem mit historischen Instrumenten zu spielen, wurde bei der Uraufführung im März 2005 realisiert. Die Instrumentalstimmen wurden auf die Instrumente des "Actus tragicus" verteilt und der vokale Part alternierend auf Chor und Solisten.
[Ingo Schulz]

Der Text des Werkes
Der Komponist Johannes H. E. Koch
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