14. und 15.12.2007, 19.30 Uhr

Emmaus-Kirche

Johann Sebastian Bach:
Messe in h-Moll

 

 

Eintritt: EUR 6,- bis 16,-
(nummerierte Plätze)
Sponsor-Karten EUR 40,-


Vorverkauf bis 9.12.2007 unter 030/616 93 10 und über den Chor.

 

Die Mitwirkenden:

  • Sopran-Solo: Inés Villanueva, Dorothe Ingenfeld
  • Alt-Solo: Ulrike Bartsch
  • Tenor-Solo: Christian Mücke
  • Bass-Solo: Manuel Wiencke
  • Ölberg-Chor
  • Concerto Grosso Berlin (auf historischen Instrumenten)
  • Trompete: Johann Plietzsch, Helen Barsby, Ulf Behrens
  • Pauken: Heiner Herzog
  • Corno da Caccia: Michaela Müller
  • Flöte: Ulrike Witt, Andrea Welte
  • Oboe: Martin Jelev, Sylvia Rosin
  • Fagott: Jochen Schneider, Thomas Rinck
  • Violine 1: Beatrix Hellhammer, Petra Lipinski, Tassilo Kaiser
  • Violine 2: Ulrike Wildenhof, Gisela Bender, Monique Steffen
  • Viola: Ernst Herzog, Käthe-Dorothee Kaye
  • Violoncello: Andreas Vetter
  • Violone: Friederike Däublin
  • Orgel: Michael Reudenbach
  • Leitung: Ingo Schulz

 

In diesem Konzert wollen wir endlich - nach einer langen und gründlichen Probenphase - die gesamte h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach aufführen; dieses großartige Meisterwerk, dass doch von Bach wahrscheinlich nie für eine komplette Aufführung gedacht war.
Wegen der Länge des Werkes werden die Konzerte früher als gewohnt beginnen, und wir werden nach dem "Gloria" eine 20-minütige Pause machen.

 

Sponsor-Karten

Tun Sie sich und uns etwas Gutes und genießen Sie die h-Moll-Messe auf ganz besondere Art:
  • unsere besten Plätze (Empore 1. Reihe)
  • in der Pause Sponsor-Lounge im Emporenraum
  • in der Pause Gratis-Snacks und Gratis-Getränke: ohne Anstehen sofort genießen
  • direkter Zugang zur Dachterasse für Liebhaber von frischer Luft wie auch für Freunde von Tabakrauch
  • ein großerTeil des Preises von EUR 40,- kommt unserer Musik zugute
 

 

Bachs „Messe in h-Moll“

Wir möchten Sie ganz herzlich zur Aufführung der h-Moll-Messe einladen, einem musikalischen Großereignis, wie es in Kreuzberg nur selten stattfindet!
Eine umfassende wissenschaftlichen Einführung in das Werk ist nach heutigem Wissensstand noch immer schwierig und würde den Rahmen dieses Textes sprengen; stattdessen möchte ich Sie kurz auf das einstimmen, was Sie erwartet.
Mit der Messe in h-Moll von Johann Sebastian Bach kommt ein oratorisches Werk zur Aufführung, das man vielleicht als das bedeutendste seiner Art bezeichnen kann.
Die h-Moll-Messe ist von einer unvergleichlichen musikalischen Vielfalt geprägt und verbindet auf wunderbare Weise die Musik der Bach-Zeit mit der Klangwelt älterer Jahrhunderte; vor uns Interpreten und Hörenden breitet Bach die ganze Palette seines Schaffens aus.
Wir können nur vermuten, was Bach gegen Ende seines Lebens zu dieser monumentalen Komposition veranlasste, die jeglichen liturgischen Rahmen sprengt und von der weder ein Auftraggeber noch eine Aufführung zu Lebzeiten bekannt ist. Ja, es ist sogar davon auszugehen, dass Bach nie an eine Aufführung gedacht hat. Sicher ist, dass er die Messe nicht grundsätzlich neu komponierte, sondern auf frühere Kompositionen zurückgriff, die er neu gestaltete. Es ist bewundernswert, wie er Musikstücke, die in einem Zeitraum von über dreißig Jahren entstanden waren, so nahtlos und organisch verbinden und in einen Organismus integrieren konnte, der seine gesamte Kunst widerspiegelt.
Die Form der h-Moll-Messe ist nach italienischem Vorbild zyklisch angelegt. Die verschiedenen Textpassagen sind musikalisch eigenständig und äußerst vielfältig komponiert. Dies äußert sich in wechselnden Besetzungen (z.B. von Chor zu Soli) und Stilen (z.B. von getragener Musik in alter polyphoner Satztechnik zu lebhaftem, fröhlichen Barocktanz).
Die meist fünfstimmige Besetzung des Chores variiert aufgrund der Entstehungsgeschichte, da ja verschiedene ältere Werke Eingang in die h-Moll-Messe fanden: im prachtvollen Sanctus ist der Chor sechsstimmig, im Osanna sogar doppelchörig komponiert; die „normale“ Vierstimmigkeit findet sich z.B. im zweiten Kyrie, im Qui tollis oder im abschließenden Dona nobis pacem.
Der rote Faden der Tradition zieht sich durch die ganze Messe. Da, wo Bach im so genannten Stile antico schreibt (mehrstimmig polyphon nach Vorbildern der Renaissance), führt er uns auf eine Zeitreise zurück bis ins Mittelalter. Im Credo oder auch im Confiteor werden aus dem kunstvollen Geflecht des Satzes Abschnitte der alten gregorianischen Gesänge hörbar. Diese melodischen Linien, ob rein oder in abgewandelter, ausgezierter Form, sind die Wurzeln unserer musikalischen Tradition.
Musikgeschichtlich viel jünger und uns allen wohl vertraut sind die Klänge der Trompeten und Pauken (z. B. aus dem Weihnachtsoratorium); auch in der h-Moll-Messe sind diese feierlichen Instrumente dafür bestimmt, zu Ruhm und Ehre Gottes und der Schöpfung aufzuspielen. Im Kontrast dazu stehen die stillen Momente der Chöre und Arien, die an die Passionen erinnern (z. B. Et incarnatus est, Agnus Dei).

Das „größte musikalische Kunstwerk aller Zeiten und Völker“ (so der schweizer Herausgeber Georg Nägeli im 19. Jahrhundert) mit seiner zeitlosen Botschaft der Danksagung an die Schöpfung und der eindringlichen Bitte um Frieden ist nie „fertig“ gehört oder musiziert; immer wieder gibt es Neues zu entdecken, immer wieder steht man staunend vor diesem Meisterwerk.

Dieses großartige Werk aufführen und hören zu dürfen, ist ein Geschenk.

Lassen Sie es uns genießen!

 

 

Die Instrumente und Stimmen

Wir haben uns für die Aufführung der h-Moll-Messe für ein Orchester mit historischen Instrumenten entschieden. Diese haben einen viel charakteristischeren Klang als unsere modernen Instrumente. Zugleich bieten sie mehr Möglichkeiten für ein flexibles Spiel. Die enge Mensur der Blechbläser und die Darmsaiten der Streichinstrumente geben den Singstimmen Raum, verschmelzen mit ihrem Klang, statt ihn zu bedrängen.

Bach hat in seinen Partituren fast nie „Solo“ und „Tutti“ geschrieben. Es war zu seiner Zeit üblich, dass die Musiker wussten, was wie zu spielen und zu singen war. Die Chöre waren sehr klein; wenn drei Knaben pro Stimme musizierten, war man zufrieden. Einer dieser Knaben sang dann solistisch, wo es angebracht war. Diese Stellen sind meist an einem ausgedünnten Orchestersatz zu erkennen und für die Singstimme virtuoser gesetzt.
Dieser Wechsel von „Ripienisten“ und „Concertisten“ (Bach forderte als optimale Besetzung je acht Ripienisten und acht Concertisten, um auch doppelchörige Musik solistisch aufführen zu können) ist in der heutigen Zeit schwer zu realisieren, da der Klang der Chor- und der Solostimme viel stärker voneinander abweicht als in Bachs Situation. Ließen wir z. B. unsere Solisten die Fugenexpositionen singen, um dann mit dem Chor die „blockhafteren“ Abschnitte zu musizieren, wäre ein großer Bruch im Klang zu hören, selbst wenn die Solisten (was historisch richtig wäre) weiter mitsängen.
Auf jeden Fall aber ist nicht alle Musik, die mehr als dreistimmig ist, automatisch Chormusik. Um dieser Tatsache gerecht zu werden, haben wir uns für eine Aufteilung der mehrstimmigen Sätze auf Chor und Solisten entschieden. Diese Aufteilung verhilft zu klanglicher Vielfalt und ist sicher historisch „richtiger“ als die Variante, den Chor alles singen zu lassen. Aber es gibt für dieses Problem keine endgültige Lösung; unsere Fassung gilt für den Dezember 2007 in der Emmaus-Kirche, andere werden und müssen es anders machen – auch diese Vielfalt ist historisch richtig!