ECCE HOMO

Pressetext

 

ECCE HOMO - Fotografien von Elisabeth Ohlson
Emmaus-Kirche, Lausitzer Platz, 12. Juni bis 11. Juli 1999


Das Leben Jesu in zwölf Motiven, dargestellt von Schwulen und Lesben aus Stockholm, fotografiert von der Künstlerin Elisabeth Ohlson - als das Projekt "Ecce Homo" vor einem Jahr im Dom von Uppsala vorgestellt wurde, entfachte es in Schweden eine heftige und langanhaltende Debatte über den Umgang der offiziellen Kirche mit homosexuellen Menschen. Elisabeth Ohlson hat mit ihren Bildern etwas gemacht, was viele konservative Christen ihr nicht zubilligen: Sie hat eine eigene, homosexuelle Sichtweise auf Figur und Geschichte Jesu Christi gewählt. Die Vorbilder für die einzelnen Aufnahmen entstammen gut sichtbar der Kunstgeschichte, für die Umsetzung hat Elisabeth Ohlson aber eine eigene, schwule Ästhetik gewählt. Bis heute wandert die Ausstellung durch Schweden, an jeder neuen Station entzünden sich aufs neue die Diskussionen.

Diese Ausstellung kommt jetzt nach Berlin. Die evangelische Emmaus-Ölberggemeinde im Bezirk Kreuzberg zeigt die zwölf großformatigen Aufnahmen vom 12. Juni bis zum 11. Juli in der Emmauskirche am Lausitzer Platz. Eine zweifache Premiere für das Projekt "Ecce Homo": zum erstenmal sind Elisabeth Ohlsons Bilder in Deutschland zu sehen, und zum erstenmal hängt der Bilderzyklus in einer Kirche.

Und dorthin gehören sie auch, so findet Elisabeth Ohlson, eine bekennende Christin und bekennende Lesbe. Die 38jährige Fotografin hat das Projekt "Ecce Homo" zu Beginn der neunziger Jahre konzipiert, nachdem eine Reihe von Freunden aus der Stockholmer gay community an Aids gestorben waren. Aus kirchlichen Kreisen war das als "göttliche Strafe" für eine "unsittliche Lebensführung" kommentiert worden, was den Zorn Elisabeth Ohlsons erregte.

Elisabeth Ohlson entstammt einem christlichen Elternhaus und wuchs in der schwedischen Kleinstadt Skara auf. Sie arbeitete als Pressefotografin für Tageszeitungen und Magazine; in Schweden hat sie sich vor allem durch Prominentenporträts einen Namen gemacht. Mit "Ecce Homo" ist Elisabeth Ohlson nun selbst eine Prominente geworden.

Im Sommer 1998 waren die zwölf Jesusbilder erstmals auf einem schwul-lesbischen Festival in Stockholm zu sehen. Die Auseinandersetzungen begannen, als eine Pfarrerin die Aufnahmen in kirchlichen Räumen in der Stadt Uppsala, Sitz des schwedischen Erzbischofs, zeigen wollte. Erzbischof Karl-Gustav Hammar selbst entschied sich dafür, die Bilder als Diaprojektion im Dom von Uppsala zu zeigen. Die Kirche, so meint er, habe sich an die Seite derjenigen zu stellen, die am stärksten angefeindet und verfolgt würden. Und dies seien in der schwedischen Gesellschaft die Homosexuellen. Nach dieser Äußerung unterbrachen die schwedischen Katholiken den offiziellen ökumenischen Dialog mit der lutherischen Staatskirche, der Papst sagte eine seit längerem anberaumte Audienz für den Erzbischof aus Uppsala ab.

Dennoch wollten mehr als 10 000 Menschen die Präsentation im Dom miterleben. Zugleich gab es die ersten Bombendrohungen gegen das Projekt "Ecce Homo". In der Folge war das öffentliche Interesse an den Bildern groß, wo auch immer die Schau zu sehen war.

Inzwischen war "Ecce Homo" auch außerhalb Schwedens zu sehen. Im Mai machte sie in Wien beim Festival "Wien andersherum" Station (26.000 Besucher), derzeit hängt sie auch im Rathaus von Oslo. Eine einwöchige Präsentation im Europaparlament in Straßburg Anfang Mai scheiterte jedoch am Veto eines Abgeordneten.


Informationen zur Künstlerin und allgemeine Hinweise zur Ausstellung